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Prozessschutz statt effektiver Waldbrandprävention im Nationalpark Sächsische Schweiz?
Kommentar zur Veranstaltung “Tag von Sachsenforst - Brenzlige Lage im Wald: Wie können Waldbrände verhindert werden?”
30. Mai 2023
Die Bürgerinitiative Naturpark Sächsische Schweiz besuchte mit großem Interesse die Veranstaltung “Tag von Sachsenforst” am 24. Mai in Dresden. Hochkarätige Referenten berichteten über die Waldbrände des letzten Jahres und die Möglichkeiten des Waldbrandschutzes in Sachsen. Der Staatsbetrieb Sachsenforst stellte sich an diesem Tag zur Aufgabe, der Frage nachzugehen, wie Wälder vor Bränden geschützt werden und welche Maßnahmen Forstwirtschaft und Forstbehörde ergreifen können.
“Nichts sei dem Zufall überlassen beim Sachsenforst” - so betonte eingangs Herr Krüger von der Kommunikationsagentur Füller & Krüger, die den Staatsbetrieb kommunikativ beraten. Eine erstaunliche Aussage angesichts der Tatsache, dass in die Zuständigkeit des Staatsbetriebs Sachsenforst auch das Großschutzgebiet Nationalpark Sächsische Schweiz fällt, wo ein großer Teil der Fläche sich selbst überlassen bleibt.
Eine der klaren Botschaften des Tages, die es hinsichtlich des Waldbrandschutzes umzusetzen gelte, sei ein standortgerechter Waldumbau. Diese Aussage tätigte unter anderem Prof. Müller von der TU Dresden, welcher die Waldstruktur als entscheidenden Helfer bei der Waldbrandbekämpfung ansah. Ähnlich argumentierte Prof. Schröder als Vorsitzender der Expertenkommission für die sächsischen Waldbrände des Sommers 2022, der einen standortgerechten Waldumbau als Maßnahme des vorbeugenden Waldbrandschutzes betonte.
Die Pressemitteilung des Staatsbetriebes Sachsenforst vom 24. Mai zu dieser Veranstaltung zitiert Utz Hempfling, Geschäftsführer von Sachsenforst folgendermaßen: » […] Der Wald ist der beste Klimaschützer. Wir müssen ihn aber mit geeigneten Vorbeugungsmaßnahmen und einem gut abgestimmten Waldbrandmanagement vor Bränden schützen, damit er diese Rolle als Klimaschützer und Wasserspeicher auch wahrnehmen kann.«
Leider ging keiner der Referenten auf die augenscheinliche Diskrepanz zwischen notwendigen Maßnahmen zum Waldbrandschutz und den Grenzen gesetzlicher Vorgaben im Nationalpark Sächsische Schweiz ein. Offenbar gelten für diese Region die Grundsätze der Prävention nur bedingt, obwohl der ebenfalls anwesende sächsische Umweltminister Wolfram Günther in seinem Vortrag den Waldumbau - und damit letztendlich die Reduktion von fichtendominierten Waldbeständen - als eine zentrale Vorsorgemaßnahme gegen Waldbrände betonte.
Wie die Bürgerinitiative Naturpark Sächsische Schweiz bereits in ihrer Pressemitteilung vom 21. Mai ausführte, bleibt ein standortgerechter Waldumbau das beste und effektivste Mittel der Brandvorsorge. Im Nationalpark Sächsische Schweiz, der unter der Maßgabe “Natur Natur sein lassen” waltet, scheinen andere Lösungsansätze für das Waldbrandpräventionsproblem geplant zu sein. Anstatt die fatalen Folgen der Prozessschutzpraxis in einer Kulturlandschaft wie der Sächsischen Schweiz zu hinterfragen, wird die Möglichkeit eines kontrollierten Abbrennens in der Kernzone erwogen – so äußerte sich zumindest Innenminister Armin Schuster auf der Veranstaltung zur Vorstellung der Ergebnisse der Waldbrandkommission im Landratsamt am 24. Mai in Pirna.
Es bleibt somit zu befürchten, dass die Maßnahme eines aktiven Waldumbaus auch wenig Raum im Waldbrandschutzkonzept erhalten wird. So würde sich - trotz besseren Wissens - die Einsicht in die Notwendigkeit struktureller forstlicher Vorsorgemaßnahmen zum Schutz vor Waldbränden im Nationalpark nicht durchsetzen.
Daraus folgt der Schluss, dass in der Sächsischen Schweiz der Prozessschutz vor einer effektiven Waldbrandprävention steht. Dann wäre das Credo des Waldbrandvorsorgemanagements im Nationalpark Sächsische Schweiz ein schicksalhaftes Hoffen auf günstige Wetterverhältnisse mit viel Regen und wenig Wind. Dieses Szenario gewinnt weitere Brisanz, sollte die beschriebene Herangehensweise nicht nur im Nationalpark, sondern in der gesamten Nationalparkregion seine Anwendung finden.
Die Bürgerinitiative Naturpark Sächsische Schweiz fordert eine effektive Waldbrandprävention durch einen standortgerechten Waldumbau im Nationalpark und die Abkehr von der Prozessschutzpraxis in der Kulturlandschaft Sächsische Schweiz.
Bürgerinitiative
Naturpark Sächsische Schweiz
Sprecherin Hanka Owsian
Rathausstraße 10
01848 Hohnstein
info@naturpark-saechsische-schweiz.de
https://www.naturpark-saechsische-schweiz.de